Wie oft trägt ein Feigenbaum im Jahr (einmal oder zweimal)?

🌿 Das hängt von der Sorte ab:

  • Einmal tragende Feigen: Ernte meist im Spätsommer (August–Oktober)

  • Bifère Sorten: Zwei Ernten möglich – erste im Frühsommer (Juni/Juli), zweite im Spätsommer

Beispiele für bifère Sorten: Madeleine de deux Saisons, Ronde de Bordeaux

2 Gedanken zu „Wie oft trägt ein Feigenbaum im Jahr (einmal oder zweimal)?

  1. Sehr geehrtes Feigenhofteam! In unseren und in den anliegenden Gärten haben wir die unterschiedlichsten Feigensorten. Wilde Feigen (Bocksfeigen) und veredelte Feigen von Baumschulen. Mittlerweile beginnen auch teilweise wilde Feigen essbar zu werden. Eine bei uns im Garten stehende Bifère Sorte, welche im Frühjahr und Herbst trägt, wirft seit zwei Jahren im Frühjahr vor der Reife die Früchte ab, die nächste Ernte ist dann erst Ende Oktober. Vorher hatten wir bei diesem 8 Jahre alten Baum immer zwei Ernten. Auch sind bei selben Sorten die Fruchtgrößen von max. bis zu 6 cm Durchmesser unterschiedlich. Feigen wachsen bei uns (RLP Südpfalz) sowieso wie Unkraut gerade die wilden Feigen haben Stammdurchmesser von bis zu 20 cm. Erstaunlich ist auch, dass beim gleichen Baum einmal die Früchte verfaulen, oder austrocknen und das nächste Mal sich die Frucht in 4 Teile am Ast aufspaltet und aussieht wie ein Krakenpilz. Das Innere quasi nach aussen stülpt. Es sind erstaunliche Pflanzen welche selbst in der kleinsten Mauerritze wachsen und sich rasant vermehren!
    Viele Grüße
    Klaus

    1. Lieber Klaus,

      herzlichen Dank für deine E-Mail und die detaillierten und spannenden Schilderungen aus deinem Garten in der Südpfalz! Es ist immer eine Freude, von jemandem zu lesen, der seine Pflanzen so genau beobachtet und eine solche Leidenschaft für Feigen hegt. Deine Beobachtungen sind sehr aufschlussreich und spiegeln wider, was viele Feigenliebhaber in unserer Region erleben.

      Gerne gehen wir auf die von dir beschriebenen Phänomene ein:

      1. Fruchtabwurf bei deiner Bifère-Sorte im Frühjahr

      Das von dir beschriebene Problem – der Abwurf der ersten Fruchtgeneration (Frühjahrsfeigen oder „Brebas“) bei einer ansonsten etablierten, 8 Jahre alten Pflanze – ist ein klassisches und leider ärgerliches Phänomen. Hier gibt es mehrere mögliche Ursachen, die oft zusammenspielen:

      Spätfröste: Die wahrscheinlichste Ursache. Die Fruchtansätze für die erste Ernte werden bereits im Spätwinter/Frühling gebildet. Selbst leichte Spätfröste, die der Baum ansonsten gut wegsteckt, können diese winzigen Fruchtknoten schädigen. Der Baum wirft sie daraufhin ab, um seine Energie in neues Blatt- und Triebwachstum zu stecken. Vielleicht hattest du in den letzten beiden Jahren unbemerkte, kurze Kälteeinbrüche im April oder Mai?

      Wasserstress: Eine trockene Periode im Frühling, gerade wenn die Früchte zu wachsen beginnen, kann ebenfalls zum Abwurf führen. Der Baum reduziert seine „Verbraucher“, um die Wasserversorgung für das Überleben zu sichern.

      Nährstoffmangel: Insbesondere ein Mangel an Kalium kann die Fruchtentwicklung beeinträchtigen. Wir empfehlen eine ausgewogene, kaliumbetonte Düngung im Frühjahr (z.B. mit einem organischen Beerendünger), um den Baum optimal auf die Fruchtbildung vorzubereiten. Vermeide eine zu stickstofflastige Düngung, da diese vor allem das Blattwachstum fördert.

      Da die zweite Ernte (Herbstfeigen) an den diesjährigen, neuen Trieben wächst, ist sie von diesen Frühjahrs-Problemen nicht betroffen und kann sich normal entwickeln, wenn auch durch den späten Start erst im Oktober.

      2. Aufplatzen der Früchte („Krakenpilz“)

      Deine Beschreibung ist exzellent! Dieses Phänomen tritt auf, wenn auf eine längere Trockenperiode plötzlich starke Regenfälle oder übermäßiges Gießen folgen. Die Frucht saugt sich rasant mit Wasser voll, das Innere dehnt sich aus, aber die bereits etwas festere Schale kann nicht schnell genug mitwachsen – und platzt auf. Das Fruchtfleisch quillt dann, wie von dir beschrieben, nach außen.

      Tipp: Eine Mulchschicht um den Baum herum hilft, die Bodenfeuchtigkeit gleichmäßiger zu halten und diesen Effekt abzumildern. Bei angekündigtem Starkregen vor der Vollreife kann es sich lohnen, die reifsten Früchte bereits zu ernten.

      3. Faulen oder Austrocknen am Baum

      Auch dies hängt eng mit dem Wetter zusammen.

      Faulen: Aufgeplatzte Früchte sind eine offene Einladung für Insekten (besonders Ameisen und Wespen) und Pilzsporen. Bei feucht-warmer Witterung fängt die Frucht schnell an zu gären und zu faulen.

      Austrocknen: Bei anhaltender Trockenheit und Hitze kann es vorkommen, dass der Baum nicht mehr genug Wasser zur Verfügung stellen kann, um alle Früchte voll ausreifen zu lassen. Er entzieht ihnen dann das Wasser, und sie trocknen am Ast ein (Mumifizierung).

      4. Unterschiedliche Fruchtgrößen und die „wilden“ Feigen

      Dass die Fruchtgrößen variieren, ist völlig normal und hängt von der Position am Ast, der Sonneneinstrahlung und der Wasserversorgung des jeweiligen Triebes ab.

      Deine Beobachtung zu den „wilden Feigen“ (Bocksfeigen oder verwilderte Kulturfeigen) ist typisch für die warmen Regionen wie die Südpfalz. Die Feige ist extrem robust und anpassungsfähig. Dass einige dieser wilden Formen essbare Früchte tragen, liegt daran, dass es sich oft um Sämlinge von Kulturfeigen handelt, die ihre Fähigkeit zur essbaren Fruchtbildung vererbt haben. Die echten Bocksfeigen (Caprifigs) hingegen tragen nur ungenießbare, pollengefüllte Früchte und sind für die Bestäubung bestimmter Feigensorten durch die Feigenwespe notwendig. Die meisten bei uns erhältlichen Sorten sind jedoch „parthenokarp“, also selbstfruchtbar und benötigen keine Bestäubung.

      Du hast recht: Es sind erstaunliche und faszinierende Pflanzen, die uns jedes Jahr aufs Neue überraschen. Die Südpfalz entwickelt sich immer mehr zu einem zweiten Zuhause für die Feige in Deutschland.

      Wir hoffen, diese Erklärungen helfen dir weiter und wünschen dir für die kommende Saison wieder zwei reiche Ernten! Wenn du weitere Fragen hast, zögere nicht, uns erneut zu kontaktieren.

      Mit feigenfreundlichen Grüßen aus dem Feigenhof,

      Das Team vom Feigenhof

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