Die meisten mit denen ich über Feigen spreche sind überrascht, dass es so viele Sorten gibt und wundern sich was das bringen soll.
Als ich damals mit Feigen angefangen hatte, war mir direkt bewusst, dass es mehrere Feigensorten geben muss und gibt. Ok das klingt etwas eingebildet, aber seien wir mal ehrlich, ich habe Gartenbauwissenschaften studiert, bin also vom Fach und warum sollte es mich hier überraschen, dass es bei den Feigen das gleiche Schema-F gibt, wie bei anderen Pflanzen auch.
Egal welche Pflanze Du nimmst Zierpflanze, Beerenobst oder Obstbaum (Apfel, Birne, Kirsche usw.). Bei egal welchem Obst findest Du mittlerweile mehrere Sorten mit unterschiedlichen Eigenschaften. Botanisch betrachtet handelt es sich zwar immer um die gleiche Art, bei Feigen steht carica für die Art. Also alle Sorten von Ficus carica sind und bleiben die gleiche Art, genetisch betrachtet. Doch gibt es Unterschiede in der Erscheinung und im Hinblick auf die Eigenschaften der Feige.
Die Unterschiede zwischen den Sorten sind vielschichtig. Das vermutlich wichtigste ist der Geschmack der Früchte. Je größer, saftiger und süßer sie sind umso beliebter sind sie. Doch es gibt auch Unterschiede in der Vielfalt der Aromen und Geschmacksnuancen. Manche Feigen schmecken intensiv nach Honig, in meinem Garten wächst eine mit einer intensiven Kokosnote und andere sind einfach nur süß mit dem typischen Feigengeschmack. Moment typischer Feigengeschmack? So etwas kann nur auf eine überschaubare Menge an Feigen behauptet werden. Einen Feigengrundton im Geschmack bzw. Aroma kann man durchaus überall herausschmecken.
Für uns in Westeuropa, wo das Klima im Winter immer noch nicht an die mediterranen Regionen Europas herankommt und kalte Nächte drohen, stellt die Frostbeständigkeit einen sehr wichtigen Faktor dar. Immerhin gibt es Feigensorten, die keinen Frost überstehen und wieder andere, die lachen selbst über Minus 20°C.
Doch das alleine macht den Reiz nicht aus, denn so würde es ausreichen, wenn man sich nur eine Feige in den Garten pflanzt.
Anders schaut es aus, wenn man sich in Regionen angesiedelt hat, wo die warme Jahreszeit recht kurz oder lang ist. Hier besteht die Möglichkeit mit unterschiedlichen Sorten das Erntefenster entsprechend zu strecken, dass mehrere Ernten möglich sind. Oder bei einem kleinen Zeitfenster eine Ernte wahrscheinlicher wird, also mit sehr frühen Sorten. Woarauf ich hinaus möchte ist der Blühzeitpunkt der unterschiedlichen Sorten.
Jetzt kommen wir auch zum Reiz der unterschiedlichen Sorten. Je mehr Feigen man im Garten hat, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen, umso länger kann man Feigen ernten. Wer geschickt plant, kann somit von Sommer bis in den Herbst ernten und hat immer leckere Feigen auf dem Tisch.
Ein weiteres Argument bzw. ein anderer Reiz für den Anbau verschiedener Sorten liegt darin, dass unterschiedliche Sorten auch mit anderen Aromen und Geschmäcken in Erscheinung treten. Auch der Zuckergehalt der Früchte unterscheidet sich von Sorte zu Sorte.
Jetzt wirst Du verstehen, weshalb es durchaus sinnvoll sein kann unterschiedliche Sorten anzubauen. Auch kann es sein, dass in einem Jahr eine Sorte mal fast nichts trägt, eine andere dafür schon und im Folgejahr das Spiel genau umgekehrt abläuft.
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